Projekt Fischabstieg

Flusskraftwerke können Wanderhindernisse für flussauf- oder -abwärts migrierende Fische darstellen. Aus diesem Grund werden bereits seit Jahrzehnten erfolgreich Anstrengungen unternommen, Wasserkraftwerke für Fische in beide Richtungen passierbar zu machen. Während für den Fischaufstieg mittels Fischtreppen, Fischliften oder Umgehungsgewässern mittlerweile ein guter Stand der Technik existiert, bleibt der schonende Fischabstieg bis heute eine Herausforderung.

Projekt II: Pilotstudie an zwei Standorten (2019–2024)

Für die weiteren Untersuchungen zum Fischabstieg an grossen Flusskraftwerken hat der Verband Aare-Rheinwerke (VAR) zusammen mit dem Bundesamt für Umwelt und den betroffenen Kantonen ein Folgeprojekt von gesamtschweizerischer Bedeutung lanciert. Die Zielsetzung bestand in der Prüfung der Machbarkeit von Leitrechen-Bypass-Systemen an konkreten Fallbeispielen sowie in der Untersuchung des Fischverhaltens, weiterer Abwanderkorridore und Verletzungsraten. Folgende zwei Schlüsselfragen standen im Vordergrund: Sind Leitrechen-Bypass-Systeme an grossen Flusskraftwerken technisch umsetzbar und wenn ja, zu welchen Kosten? Gibt es kosteneffizientere Alternativen für den schonenden Abstieg und wenn ja, welche? An zwei repräsentativen Kraftwerken wurde je ein technisches Vorprojekt für den Einsatz eines Leitrechen-Bypass-Systems erarbeitet, welches Klarheit über die Machbarkeit und die erwarteten Kosten gebracht hat. Zusätzlich wurden verhaltensbiologische Untersuchungen mittels Radiotelemetrie und akustischer Telemetrie durchgeführt, um weitere Erkenntnisse bezüglich des Fischverhaltens zu sammeln, welche insbesondere für die Weiterentwicklung von alternativen Fischabstiegsmassnahmen relevant sind.

Im April 2024 wurde ein Synthesebericht veröffentlicht, der die Resultate aus den beiden Pilotversuchen zusammenfasst.

Mit technischen Vorprojekten konnte gezeigt werden, dass Leitrechen-Bypass-Systeme mit Bar Racks bei beiden Kraftwerken technisch machbar sind. Die Gesamtkosten inkl. den betrieblichen Folgekosten über 40 Jahren liegen im hohen zweistelligen Millionenbereich und sind deshalb kaum verhältnismässig. Zudem sind noch einige Fragen bezüglich des Betriebs und der biologischen Leitwirkung offen.

Die zwei durchgeführten Telemetriestudien haben u.a. gezeigt, dass absteigende Fische die Kraftwerke als Hindernis wahrnehmen, nach Abstiegskorridoren suchen und anschliessend grösstenteils entweder im Oberwasser verbleiben oder über die Turbinen absteigen. Im Rahmen dieses Projekts wurden auch alternative Fischabstiegsmassnahmen bezüglich ihrer Eignung für die beiden Kraftwerke beschrieben. An den beiden untersuchten Standorten empfiehlt das Projektteam entweder die geplanten Leitrechen-Bypass-Systeme weiter zu verfolgen oder ausgewählte Alternativmassnahmen zu vertiefen. Somit gibt es zwar nach wie vor keinen Stand der Technik für den Fischabstieg bei grossen Flusskraftwerken, aber teilweise vielversprechende Ansätze, welche in Folgeprojekten untersucht werden können.

Downloads

Projekt

Wasserkraftwerk Bannwil

Kraftwerk Wildegg-Brugg

 

Projekt I: Forschungsprojekt (2011–2015)

Deshalb haben die Betreiber der Wasserkraftwerke an Aare, Reuss, Limmat und Hochrhein über ihren Verband Aare-Rheinwerke (VAR) im Jahre 2011 ein erstes Forschungsprojekt zur «Gewährleistung eines schonenden Fischabstiegs an grösseren mitteleuropäischen Flusskraftwerken» lanciert. Mit der Forschung beauftragt wurden die Versuchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie (VAW) der ETH Zürich und das Wasserforschungsinstitut des ETH-Bereichs (Eawag). Die Arbeiten, die Anfang 2015 mit der Dissertation «Leitrechen an Fischabstiegsanlagen – Hydraulik und fischbiologische Effizienz» abgeschlossen wurden, haben auf Stufe Labor interessante Erkenntnisse geliefert, namentlich zu mechanischen Verhaltensbarrieren, sog. Leitrechen oder Bar Racks mit Bypass. Gleichzeitig sind aber viele neue Fragen aufgetaucht: einerseits zur technischen Umsetzbarkeit bei grossen Flusskraftwerken und andererseits zum grossräumigen Wanderverhalten der Fische in unseren Gewässern.

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Videos

Info-Clip zum Projekt I (Dauer: 2 Min 59 Sek)

Dokumentation zum Projekt I (Dauer: 12 Min 18 Sek)

 

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